Bei der Watches and Wonders 2022 lag der Fokus ganz klar auf der neuen Rolex Deepsea Challenge. Verständlich – sie war ein echtes Highlight, eine völlig neue Kollektion mit technischer Innovation. Doch im Schatten dieser Sensation gingen einige spannende Neuheiten beinahe unter.
Eine davon? Die GMT-Master II für Linkshänder aus Weißgold, liebevoll „Sprite“ genannt. Sie bringt nicht nur eine luxuriöse Note in ein ohnehin ungewöhnliches Design, sondern markiert auch eine Premiere für Rolex: das erste vollständig aus Keramik gefertigte Zifferblatt.

Das Linkshänder-Dilemma
Die GMT-Master II „Sprite“, auch „Destro“ genannt, ist eine Uhr, die irritiert. Wer seine Uhr üblicherweise am linken Handgelenk trägt – wie die meisten Menschen –, wird durch Krone und Datum auf der linken Seite überrascht. Als ich sie zum ersten Mal in der Hand hielt, wollte ich instinktiv die Lünette drehen, damit sie „richtig“ aussah. Aber das Design ist kein Fehler – es ist für das rechte Handgelenk gedacht. Wenn man das akzeptiert, ergibt es auf einmal (fast) Sinn.
Schon die Stahlversion mit ihrer schwarz-grünen Cerachrom-Lünette sorgte für Aufsehen. Doch Rolex ging noch einen Schritt weiter und stellte dieses Jahr die Weißgold-Version (Referenz 126729VTNR) mit einem ganz neuen Zifferblatt vor.

Eine Premiere in Keramik
Die eigentliche Sensation ist nicht das Edelmetall, sondern das Zifferblatt. Rolex verwendet hier zum ersten Mal überhaupt ein Zifferblatt aus Keramik – genauer gesagt aus glänzend grünem Cerachrom. Seit 2005 verfeinert Rolex seine Arbeit mit Keramik, zuerst bei Lünetten, dann mit zweifarbigen Varianten – jetzt erreicht das Material das Zifferblatt.
Wie bei Zifferblättern aus Naturstein wird die Keramikscheibe auf eine Messingbasis montiert. Das Resultat ist ein harmonischer, glänzender Übergang zwischen Zifferblatt und Lünette – besonders bei Tageslicht. Das einheitliche Grün wirkt mutig, elegant und absolut stimmig. Die asymmetrische „Lefty“-Anordnung wirkt dadurch viel durchdachter und modischer als noch 2022.


Die Details
Die Weißgold-Version entspricht in den Maßen ihrem Stahl-Pendant: 40 mm Durchmesser, 11,9 mm Höhe, Oyster-Armband mit polierten und satinierten Gliedern sowie Oysterlock-Schließe. Anders als beim Stahlmodell gibt es jedoch keine Jubilee-Option.
Auf dem Zifferblatt: aufgesetzte Stundenmarkierungen und Zeiger aus Weißgold mit blauer Chromalight-Leuchtmasse. Eine kleine Designänderung fällt auf: Die GMT-Zeigerbasis ist silberfarben statt grün – für bessere Ablesbarkeit.
Im Inneren arbeitet das Kaliber 3285 – ein COSC-zertifiziertes Chronometer mit 70 Stunden Gangreserve. Mit an Bord sind Rolex-Technologien wie die Chronergy-Hemmung und die Parachrom-Spirale.
Dezenter Luxus trifft mutiges Design
Erstaunlich ist, wie schnell sich die neue „Sprite“ natürlicher anfühlt als die 2022er-Version. Vielleicht hat sich unser Auge an das linkshändige Layout gewöhnt – oder das grüne Keramikzifferblatt bringt einfach mehr Harmonie ins Gesamtbild.
Dies ist keine gewöhnliche GMT – und will es auch nicht sein. Rolex zeigt hier Mut zur Exzentrik, aber mit Stil und technischer Finesse. Und wenn man schon aus der Reihe tanzt, dann richtig – mit glänzendem Keramikzifferblatt in Grün.

Was kommt als Nächstes für Keramikzifferblätter?
Jetzt, da Rolex das erste Keramikzifferblatt eingeführt hat, stellt sich unweigerlich die Frage: Was kommt als Nächstes? Keramik ist nicht nur kratzfest und glänzend, sondern auch farbstabil und extrem langlebig. Könnten wir bald ein rotes Zifferblatt für die „Pepsi“ sehen? Eine matte, schwarze Version für eine zukünftige Explorer? Oder vielleicht etwas noch Kühneres?
Hier ist ein Vorschlag: Eine Submariner Date aus gebürstetem RLX-Titan, mit einem matten tiefseeblauen Keramikzifferblatt und passender Lünette. Funktional – dank der matten Oberfläche –, aber gleichzeitig auch leise luxuriös, wie nur Rolex es kann. Der matte Look würde dem Toolwatch-Charakter gerecht werden, während das tiefe Blau für eine neue visuelle Identität sorgt.
Fazit
Die GMT-Master II „Sprite“ in Weißgold ist eine Uhr, die man so von Rolex nicht erwartet hätte. Sie ist für Linkshänder gemacht, grün auf grün, und bringt ein Material ins Spiel, das die Art und Weise, wie Rolex Zifferblätter herstellt, nachhaltig verändern könnte. Und trotzdem funktioniert sie – weil jede Entscheidung durchdacht und gezielt getroffen wurde.
Doch das ist keine Uhr für jedermann. Man muss bereit sein, ihre Eigenheiten zu akzeptieren – und sie mit Stolz zu tragen. Wer dazu bereit ist, bekommt mit der linkshändigen GMT-Master II „Sprite“ nicht einfach nur eine neue Variante eines Klassikers, sondern eine stille Revolution am Handgelenk.