Wir sprechen oft über Uhrwerke, Komplikationen und Zifferblätter – die technischen Meisterleistungen und optischen Highlights, die eine Uhr ausmachen. Aber ein entscheidender Teil wird häufig übersehen: das Armband. Es ist das Bindeglied zwischen Uhr und Handgelenk – funktional und stilprägend zugleich. Und genau dieses Element erlebt derzeit ein beeindruckendes Comeback.
In den letzten Jahren sind Metallarmbänder – insbesondere integrierte Designs – wieder stark im Trend. Längst sind sie nicht mehr nur Sportuhren vorbehalten, sondern prägen zunehmend auch elegante Modelle. Doch Vorsicht: Nicht jedes Armband ist ein Highlight. Zu oft sieht man technisch brillante Uhren, bei denen das Armband wie eine Nebensache wirkt – lieblos gestaltet oder schlichtweg billig produziert. Warum? Weil ein gutes Armband schwierig zu fertigen ist: viele kleine, bewegliche Teile, höchste Präzision und ein perfekt funktionierender Verschluss – das alles macht die Sache komplex. Kein Wunder also, dass viele Marken hier Kompromisse eingehen.
Doch auf der Watches and Wonders 2024 und der Geneva Watch Week war zu spüren: Das Thema Armband wird endlich wieder ernst genommen. Und das Ergebnis? Beeindruckende Designs, raffinierte Technik und jede Menge Stil. Hier sind einige Highlights:
Rolex Settimo – Ein neues Kapitel für die Perpetual 1908
Rolex ist bekannt für seine legendären Armbänder: Oyster, Jubilee, President, Pearlmaster – und sogar das Gummiband Oysterflex, das man dort tatsächlich als „Armband“ bezeichnet. Dieses Jahr kommt mit dem Settimo-Armband eine komplett neue Variante ins Spiel.
Benannt nach dem italienischen Wort für „sieben“, besteht es aus sieben geschwungenen Gliedern und bringt einen eleganten, fließenden Look ans Handgelenk. Premiere feiert es in Gelbgold an der Perpetual 1908. Es trägt sich angenehm geschmeidig, passt sich hervorragend ans Handgelenk an – und der verdeckte Crownclasp-Verschluss sorgt für eine besonders elegante Optik. Einziger Nachteil: keine Feineinstellung. Aber bei diesem Tragekomfort vermisst man sie kaum.
Überraschend: Rolex kombiniert das Ganze mit geschwungenen, halb offenen Endstücken – ein mutiger Stilbruch für eine klassische Uhr. Und natürlich wurde auch dieses Designelement patentiert. Fazit: schlichtweg stilvoll.

Rolex Land-Dweller – Integriertes Design und moderne Jubilee-Variante
Auch beim neuen Land-Dweller lohnt sich ein Blick auf das Armband. Hier feiert Rolex die Rückkehr zum integrierten Design – inspiriert von Modellen wie der Oysterquartz aus den 1970ern.
Das neue Flat Jubilee interpretiert das klassische 5-Glieder-Design von 1945 neu – mit flachen Oberflächen und moderner Linienführung. Die technische Satinierung verleiht dem Armband eine feine, lineare Struktur, während polierte Fasen für Tiefe sorgen.
Die Verbindung zum Gehäuse? Auch hier eine patentierte Lösung mit Keramikeinsätzen und verstärkten Röhrchen – das erhöht die Langlebigkeit. Der Crownclasp bleibt unsichtbar integriert – elegant, aber erneut ohne Feineinstellung.

Jaeger-LeCoultre Reverso Monoface – Milanese Magie in Roségold
Einer der Publikumslieblinge der Messe war zweifellos die neue Reverso Tribute Monoface Small Seconds – in Roségold und mit einem passenden Milanese-Armband aus Gold.
Ein Paradebeispiel dafür, wie ein gelungenes Armbanddesign eine ikonische Uhr neu erfinden kann – ganz ohne Stilbruch. Das fein gewebte Goldarmband, das auf das roségoldene Gehäuse und das Zifferblatt abgestimmt ist, wirkt edel und stimmig. Es hätte schnell überladen oder protzig wirken können – tut es aber nicht. Stattdessen bringt es neue Tiefe und eine subtile Extravaganz.
Das Grunddesign bleibt zwar vertraut, aber das Armband verleiht dem Klassiker eine frische, moderne Note – und macht die Reverso zu einem echten Hingucker.

A. Lange & Söhne Odysseus – Jetzt mit Honeygold-Armband
Die Odysseus kennen wir bereits in Stahl und Titan – jeweils mit passendem Metallarmband. Die Goldvariante hingegen gab es bislang nur mit Leder- oder Kautschukband. Das ändert sich jetzt.
Dieses Jahr bringt A. Lange & Söhne seine exklusive Honeygold-Legierung erstmals in die Odysseus-Kollektion – inklusive passendem Honeygold-Armband. Und obwohl das Ganze opulent klingt, ist das Ergebnis erstaunlich dezent (jedenfalls relativ gesehen).
Mit fast 300 Gramm bringt die Uhr ordentlich Gewicht ans Handgelenk. Doch dank der ausgeklügelten Konstruktion trägt sie sich erstaunlich angenehm. Die Glieder sind hervorragend verarbeitet, das Armband schmiegt sich ans Handgelenk, und der bekannte Faltschließe-Mechanismus aus der Stahlversion sorgt für sicheren Halt und Komfort.
Optisch wirkt alles wie aus einem Guss. Der warme Farbton des Honeygold gibt der sportlichen Uhr eine neue Eleganz – ohne ihren Charakter zu verlieren. Wieder ein Beweis: Ein gut gestaltetes Armband kann eine Uhr komplett verändern – oder besser gesagt: vervollständigen.

Fazit
2024 steht im Zeichen des Armbands – nicht als Nebensache, sondern als zentrales Element der Uhr. Ob klassisch, sportlich oder innovativ: Immer mehr Marken setzen auf hochwertige, durchdachte Designs. Und das Ergebnis kann sich sehen – und tragen – lassen.
Vom mutigen Neuanfang bei Rolex über den goldenen Auftritt der Reverso bis zur edlen Interpretation bei Lange: Armbänder sind zurück. Und sie sind besser als je zuvor.